Malen, Schreiben, Pauken – Kurz Anatomie #2

Letztes mal in Kurz Anatomie #1 habe ich vor allem darüber geschrieben, wie man sich dem großen Feld der Anatomie nähern kann und wie die Inhalte überhaupt strukturiert werden können. Heute geht es eher um passende Lerntechniken und vor allem um verfügbare Hilfsmittel.

Für den einen oder anderen mag es das Mittel der Wahl geben. Ich persönlich profitiere durch die Kombination verschiedener Strategien und habe einiges ausprobiert. Es geht mir hierbei immernoch um das Verinnerlichen des menschlichen Bauplans. Klinische Anatomie, also Fallbeispiele usw., klammere ich hier erst mal aus.

Grundlagenexkurs

Egal, was ihr tut; egal was ihr lernt. Es ist wichtig, dass ihr den folgenden Punkt ernst nehmt. Da sind sich die verschiedensten Autoren einig. Von der OECD, die die PISA-Studie 2003 unter dem Titel „Lernen für die Welt von morgen“1 auswertete, über das Institut für Bildungscoaching2 bishin zu Ratgebern auf Portalen, wie dasgehirn.info.3 Ihr müsst wiederholen, nochmal wiederholen und am Ende wiederholen. Boulemielernen kurz vor dem Test, mag euch helfen die Prüfungsleistung zu bestehen, doch ins Langzeitgedächtnis kommen die Informationen so nicht. Das geht nur, wenn ihr am Anfang in kürzeren und dann in immer längeren Abständen wiederholt, bis es euch leicht fällt.

Es gibt noch weitere wichtige Faktoren, auf die ich jetzt nicht alle eingehen kann. Als anreiz für eure eigene Rechereche möchte ich den Interessierten unter euch stattdessen ein paar wichtige Sitchpunkte mitgeben.

  • Flow
  • Schlaf
  • Bewegung
  • Motivation
  • Pomodoro-Technik

Mindmaps & Zusammenfassungen

Um Zusammenhänge herzustellen und eine Übersicht zu generieren sind dies die perfekten Hilfsmittel. In einer Mind-Map werden Begriffe gleich noch auf verschiedenen Ebenen untergeordnet. Ihr könnt auch mehrere Begirffe kreuz und quer Verknüpfen. Es ist fast so, als würdet ihr die neuen Synapsen, die sich gerade in eurem Hirn bilden, auf Papier darstellen. Apropos Papier, natürlich könnt ihr Mind-Maps auch auf Whiteboards, in Schreib- und Grafikprogrammen.

Zusammenfassungen sind eine gute Methode, um am Ende noch mal durchzugehen, was man soeben gelernt hat. Zu diesem Zweck könnt ihr euch auch in Lerngruppen oder im Selbstgespräch erzählen, was ihr an neuem Wissen generiert habt. Eine schriftliche Form hat wiederum den Vorteil, dass ihr später beim Wiederholen super darauf zurückgreifen könnt.

Malen & Beschriften

Es gibt von den verschiedensten Verlagen Mal- und Beschriftungsbücher speziell zum Anatomie lernen. Blankoabbildungden zu beschriften hat für mich persönlich keinen großen Mehrwert, da ich ähnliche Strategien in Form von Online-Quiz und Karteikarten nutze.

Anatomische Abbildungen auszumalen hingegen finde ich sehr nützlich. Wenn ihr künstlerisch mehr auf Lager habt, als ich, braucht ihr vielleicht nicht mal Vorlagen und zeichnet einfach aus euren Atlanten ab. Diese Form des Lernens benutze ich gerne, wenn ich merke, dass ich mich nicht mehr so gut konzentrieren kann, aber gerne noch etwas machen würde. Mein Gehirn beschäftigt sich weiter mti dem Thema, allerdigns auf eine sehr erfrischende Art und Weise.

Karteikarten-Systeme & Anki

Es lässt sich eigentlich alles an Wissen in Karteikartenform packen. Das gute daran ist, dass man gezwungen ist, die Informationen in kleine prägnante Häppchen aufzuteilen. Der eine kommt damit mehr klar, der andere eher weniger.

Das Open-Source-Programm Anki ist mehr als ein digitaler Karteikasten. Das Programm hilft euch die richtigen „Karten“ immer wieder durchzugehen, bis ihr sie könnt. Hierzu fragt der Algorythmus euch nach jeder Karte, wie leicht euch die Rekapitualtion gefallen ist. Nach Erstellung eines Gratis-Accounts könnt ihr eure Datenbanken online speichern und so auf mehreren Endgeräten abrufen. Zum Beispiel Computer & Smartphone. Ihr könnt die Wiederholungsraten und mehr in den Einstellungen an eure persönlichen Bedürfnisse anpassen. Bei erstmaliger Benutzung muss man sich vielleicht ein bischen Zeit nehmen sich einzufuhsen, dann profitiert man allerdings auch schon sehr schnell davon. Es lassen sich sogar Soundfiles und Bilder in die Karteikarten integrieren.

3D-Modelle

Hängt ihr gerade mal wieder an einem bestimmten Punkt fest? Vier zweidemensionale Abbildungen gesehen, aus verschiedenen Betrachtungswinkeln? Doch irgendwie könnt ihr euch die Lagebeziehung immernoch nicht so genau erklären? Vielleicht ist ein Programm für euch etwas, dass ein zerlegbares 3D-Anatomiemodell bietet. Das bringt häufig den Aha-Moment.

Videos & Artikel

Wenn es um funktionelle und physiologische Fragestellungen geht, lohnt sich immer das recherchieren im Internet. In Videos (z.B. auf YouTube) werden einige Themen sehr gut verständlich erklärt. Oder Artikel auf Seiten, wie DocCheck und so weiter brigen Aufschluss über  verschiedene Dinge. Es ist außerdem eine Nette Abwechslung und hält eueren Denkapparat in Schwung, wenn ihr euch auch mal mit Quellen außerhalb eueres Standardlehrbuchs befasst. Vielleicht fühlt ihr euch sogar sicher genug mit dem Englischen, um auch in dieser Sprache zu recherchieren. Durch die Verbreitung der Weltsprache und der in anderen Ländern gängigen Akademisierung der Pflegeberufe (Nurse, Surgical Technologist, usw.) findet man hier viel gut erklärte Beiträge mit direktem Bezug zum jeweiligen Fachberuf. Denkt hierbei immer an einen quellenkritisch Umgang mit dem Worlld-Wide-Web, in dem vieles richtiges, aber auch viel Bullshit steht.

Kenhub

Habt ihr davon schonmal gehört? Ihr kennt bestimmt diese Sprachlernportale, wie z.B. Babbel, wo man sich durch Abbildungen durcklickt, Wörter nachschreibt und sowas alles. Im Prinzip ist Kenhub ein Sprachlernportal für Anatomie, aber nicht nur. Ihr findet Röntgen- und Histologiebilder, sowie einen kompletten Anatomieatlas in Karteikartenformat. In Form von vorgefertigten oder selbst angepassten Trainings übt ihr anatomische Strukturen zu bestimmten Regionen. Dabei werden voreingestellt auch Innervation, Ursprünge und Ansätze von Muskeln abgefragt.

Manchmal seht ihr ein Bild und müsst den Namen zur markierten Struktur korrekt eintippen. Manchmal wird eine Frage gestellt, die nach bestimmten Strukturen sucht, die ihr dann unter einer Auswahl von Bildern anklickt. Manchmal gibt es nur ein Bild und ihr habt Multiple-Choice-Antworten, von denen auch mehrere richtig sein können. Der dahintersteckende Algorhytmus ist sehr gut darin, euch die Dinge immerwieder unterzujubeln, die ihr noch nicht könnt.

Das schöne hieran ist das Punktesammeln, wodurch das ganze etwas Spielerisches bekommt. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich könnte nicht isoliert mit Kenhub lernen. Es ist aber für mich unvergleichlich gut darin, mein Wissen zu testen und zu festigen.

Man kann sich kostenlos anmelden und hat sofort zugriff auf den Atlas. Für die Trainings muss man allerdings blechen. Wenn man herausfinden möchte, ob das was für einen ist, kann man eine monatliche Zahlungsweise wählen, die jederzeit kündbar ist. Je länger ihr euch bindet, je günstiger ist es natürlich. Schaut hier vorbei, wenn mehr wissen wollt.

 

Ich wünsche euch ganz viel Erfolg und Spaß beim Anatomie lernen!

DerOperateur

 



1. OECD Publications (Hrsg.) (2004) „Learning for Tomorrow’s World – First Results from PISA 2003“. Paris. | Zurück zum Text.

2. Einen Einblick hierzu findet ihr in diesem Infoartikel vom Institut Bildungscoaching | Zurück zum Text.

3. Auf dasgehirn.info gibt es z.B. den Ratgeber „Lernen lernen“ | Zurück zum Text.



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