Rechte eines OTA-Azubis

Aktualisiert am 03.03.2020 (Grund: Titelbild ergänzt)

Warum wir besonders auf eine faire Behandlung achten müssen

Das wichitgste Argument voraus: Damit wir gesund und munter noch lange anderen helfen können!

Sich selbstbewusst zu positionieren, seine Rechte genau zu kennen und clever auf rhetorische Tricksereien zu reagieren: das ist für viele Azubis, die zum Großteil gerade erste Schritte in die Arbeitswelt setzen gar nicht leicht.

Doch es gibt gute Gründe, warum es in der OTA-/ATA-Ausbildung besonders wichtig ist. Also lasst uns darüber sprechen. Nachdem die Ausgangslage erleutert ist, möchte ich vorallem auf die Anwendung von Arbeits-/Tarifverträgen und Arbeitszeit eingehen.

Das etwas seit langem so gemacht wird, wie auch ihr es jetzt machen sollt, heißt nicht, dass es zweifelsfrei richtig ist. Zunächst ein Mal möchte ich euch allen ans Herz legen, wenn ihr in einem Haus mit Tarifvertrag arbeitet, lest diesen. Grundsätlzich gilt für jeden, ihr solltet euren Vertrag kennen. Lest gezielt die Dinge nach, die euch betreffen. Mir fallen spontan ein paar Stichworte ein. Zum Beispiel: Zeiterfassung, Feiertagszuschläge, Ruf-/Bereitschaftsdienste, Überstunden, Urlaub.

Im Zweifelsfall lohnt es sich auch, in die dazugehörigen Gesetzte zu schauen. Gehört haben solltet ihr mal Arbeitszeitgesetzt, Jugendarbeitsschutzgesetz, Berufsbildungsgesetz & hoffentlich bald auch das Anästhesie-und Operationstechnische-Assistenten-Gesetz –ATA-OTA-G. Sperriger Name, aber umso wichtiger. Nur, dass ihr es schon mal gehört habt. 😉

In Kliniken gelten häufig archaische Bedingungen die mit berufspolitischen Spielchen und eingefahrenen Mentalitäten zusammenhängen. Wenn ihr euch dagegen wehrt, werdet ihr eventuell als „frech“, „undankbar“ oder „aufmüpfig“ wahrgenommen. Man begegnet euch vielleicht mit vermeidlichen Weisheiten, wie „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ oder „Als ich noch SchülerIn war haben wir gar nichts verdient“. Fühlt euch deswegen nicht schlecht. Früher waren die Bedingungen auch andere. So wie viele Arbeitsbereiche hat auch der OP sich stark gewandelt. Ihr könnt ja mal eure erfahrensten KollegInnen fragen, wie viel Patienten die am Tag vor 30 Jahren operriert haben. Ihr werdet staunen, wie groß der Unterschied ist.

Wenn wir noch lange in diesem Beruf arbeiten wollen, sollten wir die Entwicklung unseres noch jungen Berufes aktiv mitgestalten. Die Krankenhäsuer haben ein großes Interesse daran, dass ihr eure Arbeitskraft zur Verfügung stellt, auch wenn sie das nicht immer zeigen. Deshalb dürfen wir auch als Azubis schon bessere Bedingungen fordern. Sämtliche Produktivitätssteigerungen seit der Industrialisierung und jüngst durch die Digitalisierung kamen stets den Unternehmern zu Gute. Deshalb hat sich die Arbeitsbelastung im 20. Jahrhundert durch den technischen Fortschritt nicht verringert sondern erhöht. Der einzelne Arbeiter hat also als Resultat mehr produziert. Nun im 21. Jahrhundert wird es Zeit das auch ArbeitnehmerIn endlich mal profitieren. Bevor ich hier in ein allgemeines Politikum abdrifte, zurück zum Thema. Die Wirtschaft muss gerade Gesundheitsfachberufen endlich ihren hohene Stellenwert anerkennen. Dabei ist es völlig egal, ob Pflege, OTA/ATA und co. Studienberufe sind oder nicht. (Übrigens spricht vieles dafür, dass sie in ihrer Struktur praxisorientierten Bachelor-Studiengängen bereits ähneln.) Sie sollten trotzdem deutlich besser verdienen als der Status Quo es hergibt. Das Argument, sie seien für einen Ausbildungsberuf im Vergleich bereits hoch vergütet, zieht nicht. Zum einen, weil die Verantwortung und Komplexität der Tätigkeiten vergleichsweise hoch liegen und zum anderen weil viele kaufmännische Berufe mehr verdienen. Wir verwalten vielleicht im direkten Sinne kein Geld, allerdings sehr wertteure Produkte und noch viel wichtiger Lebensqualität bis hin zum Überleben selbst. Am schönsten für alle wäre sicherlich mehr Freizeit und eine geringere Belastung. Soweit das geboten werden kann, würde ich das dem Geld auch vorziehen. Das geht im Krankenhaus allerdings nur sehr begrenzt. Dienste werden wir nicht abschaffen können und die Belastung wird erst wieder sinken können, wenn wir mehr Leute sind. Solange der Job allerdings durch den hohen Stress unatraktiv ist, werden keine neuen KollegInnen kommen. Also bleibt logisch betrachtet nichts anderes, als den Job durch irgnedwelche Kompensationen interessanter zu machen. Deshalb sollten Arbeitgeber endlich mal kreativ werden und durchaus Angebote machen, die auf den ersten Blick vielleicht übertrieben scheinen. Wir, die (noch) in dem Beruf arbeiten, können dabei mithelfen, in dem wir bereits fordern, was andere vielleicht auch interessieren könnte. Solange wir alles möglich machen und hinten ‚raus nur die Botschaft bleibt „geht doch“ wird sich im kapitalistischen System leider nichts ändern.

Lasst euch nicht erzählen, es gebe nicht genug Geld. Der Staat muss nicht ausschließlich mehr ins Gesundheitsystem pumpen, er muss nur endlich besser kontrolieren, das es richtig verteilt wird. Wer kann schon der Privatwirtschaft Vorwürfe machen, dass sie ihre Profit maximieren möchte. Das ist nun mal das System. Aber da scheint ja vor der Privatisierung keiner ‚dran gedacht zu haben. Jetzt haben wir den Salat. Wir können eigentlich nur hoffen, dass die Betribswirte hinter ihren Zahlen, realisieren, dass ein Kolabs droht, wenn die „Human Resources“ noch weniger werden, und sich endlich wirklich anstrengen ihr Personal zu halten, weil tatsächlich wirtschaftliche Konsequenzen drohen. Weiteres Vertrösten auf hoffentlich zukünfitge Besserung reicht nicht mehr aus. Also steht für euch ein und macht klar, dass ihr den Job nur machen wollt, wenn eure wichtige Rolle endlich wertgeschätzt wird. Leichter Geld zu verdienen ist aktuell für Gesundheitskräfte in den ZOP’s großer Häuser einfacher dem jeh. Wenn der Idealismus und die berufliche Neugier auch nicht mehr gesättigt werden können, bleibt die Frage, warum man bleiben soll. Und das geht bereits in der Ausbildung los.



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