Wenig Zeit und lange Wege – Über den Tellerrand #4

Mein Einsatz als Servicekraft startete eines frühen Morgens in der Großküche einer Kombination aus Krankenhaus und Altenpflegeheim. Die Arbeit dort ist strickt durchgetaktet. Wenn die Zeit oder das Personal mal knapp ist, muss man ganz schön hetzen, um nur ein bischen über das geplante Dienstende zu kommen.

Es läuft folgender Maßen ab. Für jede Station im Haus gibt es einen großen Rollwagen, indem man kaltes oder warmes Essen unter konstanter Temperaturerhaltung transportieren kann. Außerdem befindet sich oben auf gleich eine Arbeits- und Serviertheke. Diese Waagen bestückt man in der Küche, geht dann zu den jeweiligen Mahlzeiten auf Station. Im Anschluss macht man den Wagen sauber, und räumt mit einem anderen Wagen die Station ab. Bei der Essensausgabe betrete ich die Patientenzimmer nicht mal. Ich verteidige stattdessen meinen bockigen 400-Kilo-Wagen, den ich die Flure entlang schiebe. Dort tue ich das Essen, den Angaben der Pflegekräfte folgend, auf Teller und schneide nötigen Falls das Essen vorher klein. Erst, um das Geschirr wieder abzuholen, gehe ich selbst in die Zimmer. Ich bin weder befugt noch habe ich die Zeit Patienten zu helfen. Wenn mich jemand fragt, ob ich ihm die Wasserflasche aufschrauben kann oder ähnliches, mache ich das trotzdem. Hierzu muss ich Handschuhe an- und ausziehen, was theoretisch bereits zu viel Zeit kostet. Jemanden eine Flasche Wasser zu bringen, wäre also in dem Job eine Zeitmanagementkatastrophe. Ich bin eben auch gar nicht auf Station engagiert, sondern eigentlich nur zu Besuch. In der Küche wartet Arbeit, die bis zur nächsten Essensausgabe beendet sein muss. Nachdem ich die Berge von Geschirr über einen langen unterirdischen Weg in die Küche transportiert habe, kümmern wir uns zu zweit um den Abwasch. Die Spülmaschine ist ein Laufband, an dessen Anfang jemand das Geschirr einsortiert. Im Großküchen-Jargon heißt das dann „stecken“. Am anderen Ende kommt das saubere Geschirr aus einem dampfenden Tunnel herausgefahren. Auf dieser sauberen Seite, sortiert die andere Person alles wieder ein. Das dauert je nach Aufkommen eine halbe bis ganze Stunde. Dann wird die nächste Mahlzeit vorbereitet und so weiter.

Ich spreche dort mit anderen Leasingkräften, die diesen Einsatz als angenehm empfinden. Es sei nicht so langweilig, begründet einer diese Einstellung. Damit meint er wahrscheinlich, das man permanent zu tun hat. Andererseits würde das ja voraussetzen, dass er andere Einsätze hat, in denen er ab und an Däumchen drehen würde. Das kann ich mir auch nicht vorstellen. Für mich ist es nicht unbedingt mein Lieblingseinsatz. Die Kollegen sind freundlich, ich werde fair behandelt. Mehr Erwartungen habe ich an einen Job nicht, den ich nur vorübergehend mache, um Geld zu verdienen. Alles oben auf ist Bonus. Trotzdem, im Vergleich mit anderen Einsätzen, ist das hier nicht so toll. Ich empfinde die Tätigkeiten als monoton und ohne die Chance, mich auch nur ansatzweise um Menschen zu kümmern.

Mein längster Einsatz in dieser Tätigkeit ging bisher zwei Tage. Wenn sich das nicht groß verändert und immer mal wieder vorkommt, kann ich damit gut leben.

Beste Grüße

DerOperateur



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