Mein Start als Leasingkraft – Über den Tellerrand #2

Positive Überraschung

Das erste, was ich in meinem neuen Job bemerkte, ist das Hinundhergerissensein der temporären Kollegen, wenn man neu dazustößt. Einerseits wird man im gesamten Krankenhaus wohl niemanden finden, der sich nicht über Unterstützung freud; Hilfe ist immer willkommen. Andererseits sind die Erfahrungen mit Zeitarbeitskräften unter Umständen sehr gemischt. Es schwingt die Furcht mit, dass man so inkompetent sein könnte, dass man mehr Arbeit verursacht als abnimmt. Zur Inkompetenz zähle ich hier insbesondere ein unprofessionelles Auftreten und Verhalten. Hierzu habe ich in wenigen Tagen bereits einige „lustige“ Stories gehört. Auch im festen Kollegium gibt es in einigen Betrieben „schwarze Scharfe“, die alles andere als gute Teamplayer sind. Immerhin weiß das Team irgendwann Bescheid. Jeder Tag, andem eine neue Leasingkraft gebucht ist, kann von grausam bis super alles werden.

Da Personal dort geliehen wird, wo es gerade besonders eng ist, hatte ich eine recht harte Vorstellung von der Realität. Ich antizipierte die gerade genannte Unsicherheit im Umgang mit Leiharbeitskollegen, sowie den durch die Arbeitssituatuion erhöhten Stress und Druck, der in Kliniken ohnehin immer da ist. Deshalb habe ich damit gerechnet, dass der Ton rauer ist oder man gar „unhöflich“ behandelt wird. Bestenfalls wohl relativ neutral. Tatsächlich durfte ich in den ersten Tagen das genaue Gegenteil erfahren. Ich glaube es gilt für meine zeitweiligen Kollegen und mich in gegenseitigen Sinne, dass beide Seiten niedrige Erwartungen hatten und deshalb positiv überrascht wurden.

Es gibt ein paar Dinge, die kann ich immer mitbringen. Egal, ob ich die Arbeit schon mal gemacht habe, oder nicht. Das sind Fleiß, Motivation, vernünftiger Menschenverstand und Empathie für meine Mitmenschen. Und mehr hat bisher auch niemand erwartet in der ersten Stunde. Der Rest kam von alleine und so wird es weiterhin sein.

Ich war nun in drei Tagen in zwei verschiedenen Einsätzen. Der erste als Stationsassistenz und der zweite als Küchenhilfe in einer Cafeteria. An beiden Arbeitsplätzen haben meine direkten Ansprechpartner, denen ich zugearbeitet habe, mir als erstes einen Kaffee angeboten. Würde ich jeder Zeit genauso machen, wenn ich in der umgekehrten Position wäre. Es ist eine simple kleine Gäste, durch die ich mich sofort wertgeschätzt gefühlt habe. Grundsätzlich bin ich lediglich auf freundliche Menschen gestoßen, mit denen ich gut arbeiten kann. Ich werde das nie für selbstverständlich nehmen, weil ich auch aus anderen Branchen bereits weiß, dass es das leider nirgendwo ist. Umso mehr freue ich mich jedes mal darüber.

Das erste Mal als Stationsassistenz

Ich hatte ein konkretes Einsatzziel erhalten und fand die Arbeitstelle daher sehr gut. Erste Leiharbeitsproblematik, die wahrscheinlich nicht selten auftritt (ich werde berichten), war das Thema Arbeitskleidung. Ich hatte mit meiner Firma groß und breit darüber gesprochen, dass ich nur Einsätze zugewiesen bekomme, bei denen der Kunde die Arbeitskleidung stellt. Das schien mir auch sehr logisch, da Krankenhäuser ja sowieso für ihr Stammpersonal große Mengen an Kleidung vorhalten. Trotzdem hieß es dann vor Ort, wo denn meine Arbeitskleidung sei. Ich erklärte die Absprache und bekam zur Antwort: „Die meißten Leiharbeiter haben eigene Kleidung.“ Ich konnte es halt trotzdem nicht ändern. Die Kleidungsausgabe dort war maschienell geregelt und meine Ansprechpartnerin wusste auch nicht, wie ich da jetzt herankäme. Mit etwas Glück lief ich einem Herren über den Weg, der für die Bestückung der Automaten zuständig war. Er gab mir Kasak und Hose heraus. Zugang zu den Umkleiden hatte er allerdings auch nicht. Ich zog mich also im Wäscheabwurfraum um und schleppte meine Straßenkleidung mit auf Station. Die lag dann da in einer Ecke des Schwesternzimmers. Nicht so cool. Ansonsten verlief der Einsatz ganz gut, da ich eine recht gute Vorstellung davon hatte, was ich zu tun habe. Ich war ja schon mal drei Monate als Praktikant auf einer chirurgischen Station. Damals habe ich im Pflegebereich hospitiert und eher Vitalwerte gemessen und solche Dinge. Trotzdem habe ich damals natürlich Mitbekommen, was hauswirtschaftlich an Arbeit anfällt und selten sogar mal mit angepackt. Das ungefähre Prozedere war mir also schon bekannt. Durch Hausstandards kommt es sowieso im Detail zu Abweichungen. Hier ein kleiner Abriss, der Zuständigkeiten: Betten beziehen, Räume nach Entlassungen richten, Essenswünsche aufnehmen, Essen austeilen und, wenn nötig, klein schneiden. Außerdem im allgemeinen die Stationsküche managen und Sachen wie Getränke im Tagesraum auffüllen und so weiter. In diesem Einsatz waren wir zu zweit für zwei Stationen zuständig. Quasi ein linker und ein rechter Flügel eines Stockwerks. Entsprechend habe ich mit der Festkraft je neue Aufgabe einen Patienten bzw. ein Zimmer gemeinsam erarbeitet und im folgenden meine Hälfte (20 Betten) alleine versorgt.

Ende der Woche werde ich im nächsten „Über den Tellerrand“-Teil von meinem zweiten Einsatz berichten, der gerade läuft. Bis dahin wünsche ich euch eine gute Schicht und macht’s gut.

DerOperateur

 

 

 



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