Nur mit Instrumenten ‚rumklappern

„Wenn du nur mit Instrumenten ‚rumklappern möchtest, dann bitte.“ Das waren die Worte einer bereits lang dienenden OP-Schwester, als ich ihr auf Nachfrage hin erklärte, dass ich die OTA-Ausbildung anstrebe. Wenn ich richtig was lernen wolle, müsse ich Gesundheits- und Krankenpflege wählen. Das war in meinem ersten OP-Praktikum. Das ist knapp drei Monate her. Es wurde immerwieder gestichelt. Auch mit vermeindlich gut gemeinten Worten wie „Du hast das Zeug dazu, werde Pfleger“. Leider war stets impliziert, dass OTA’s minderqualifiziert wären.

Ich befinde mich jetzt in einem weiteren OP-Praktikum, in einem anderen Haus. In den nächsten Wochen habe ich Bewerbungsgespräche für die Ausbildung. Ich finde es sehr angenehm, dass es hier kein Thema ist, ob Pfleger/in oder OTA. Leider ist das noch nicht selbstverständlich. Das wird auch klar, wenn man sich in Foren umschaut. Exemplarisch sei auf diesen Thread hier verwiesen. Was hier genauso auffällt sind die Personen, die selbst aus der Pflege kommen und der OTA-Fraktion den Rücken stärken. Danke dafür!

Warum ich mich entschied, Operationstechnischer Assistent zu werden

Bei meinem ersten Praktikum im Krankenhaus war ich drei Monate auf einer Allgemeinchirurgischen Station. Dass ich ausgerechnet auf die Chirurgie stieß, war Zufall. Das widerum führte dazu, dass ich auch mal einen Tag im OP hospitieren wollte. Dieser Wunsch wurde mir gewährt und ich war bei meiner ersten OP dabei: eine laporoskopische Gallenblasenentfernung. Ein ziemlich unspektakulärer Eingriff, der für mich trotzdem sehr aufregend war, weil für mich alles neu und faszinierend war.

Ansonsten ergab das Praktikum für mich, dass ich die medizinische Versorgung von Menschen durchaus spannend finde. Die Pflege am Bett hingegen ist nicht so sehr meins. Nicht mal als Praktikant wurde es mir gewährt, mir Zeit für die Patienten zu nehmen. Ich „durfte“ gleich voll mit in die Fließbandabfertigung des frühen Stationsmorgens einsteigen. Ethisch bzw. moralisch kritische Situationen, verursacht durch Kostendruck und Personalmangel, wirken sich in beiden Bereichen aus. Sehr unterschiedlich allerdings. Im OP bin ich nicht für 12 Patienten gleichzeitig verantwortlich. Im OP ist der Patient nur selten auf meinen psychischen Beistand angewiesen. Natürlich gibt es Eingriffe in Lokalanästhesie und auch sonst gelegentlich den Kontakt zum wachen Patienten. Dann ist Emphatie genauso gefragt und wichtig. Ich werde im OP aber nicht jede Sekunde von dem Gedanken belastet, dass ich der Psyche des Patienten nicht gerecht werden kann. Ich konzentriere mich stattdessen darauf, dafür zu sorgen, dass der Patient sicher ist und das sein geplanter Eingirff erfolgreich stattfinden kann. Von der Fließbandarbeit meinerseits bekommt er dabei nicht viel mit.

Ohne weitere Beweggründe auszuführen, die es gibt, komme ich direkt zum entscheidenden Punkt: Würde es die Ausbildung zum OTA nicht geben, wäre ich nie im OP gelandet. Ich hätte mich nicht durch eine dreijährige Ausbildung gequält, die mich eigentlich nicht interessiert, um dann vielleicht dorthin zu können. Versteht mich nicht falsch. Krankenpflege ist ein wichtiger, komplexer und toller Job. Nur halt nicht für mich. Zu mir passt dieser Beruf nicht.

Die Qualifikation durch die Grundausbildungen ist nicht vergleichbar

Gesundheits- und Krankenpflegeschüler/innen routieren durch sämtliche Fachgebiete im ganzen Krankenhaus. Sie schauen auch mal kurz im OP vorbei, gewinnen aber nicht detailierten Einblick in die verschiedenen Spezialisierungen. OTA-Schüler/innen haben nur mit der Chirurgie zu tun, routieren aber durch sämtliche Spezailgebiete im OP.

In beiden Ausbildung werden Anatomie & Phsyiologie gelehrt. Mit unterschiedlichen Schwerpunkten natürlich. Das nötige Hintergrundwissen für die Versorgung chirurgischer Fälle in Rettungsstellen und Operationseinheiten sowie von Patienten in der Endoskopie wird OTA’s entsprechend vermittelt.

Wenn ein Krankenpfleger sein Examen ablegt, hat er einen sehr guten Überblick über die Medizin aus pflegerischer Sicht. Er ist noch nicht spezialisiert und kann theoretisch auf jeder Station bzw. in jeder Abteilung anfangen. Durch seine Arbeit in einem bestimmten Gebiet, wird er darin zwangsläufig bessser. Eventuell macht er sogar eine Fachweiterbildung und vertieft auch den theoretischen Hintergrund auf dem besagten Gebiet. Zum OP-Fachpfleger könnte er sich offiziell in zwei Jahren weiterbilden. Daher kommt der gerne erbrachte 3-gegen-5-Jahre-Vergleich.

In der Pflegeausbildung wird sehr viel Wissen vermittelt, was im OP-Bereich nie wieder gebraucht wird. Abgesehen von den naturwissenschaftlichen Grundlagen, die teils auch noch vertieft werden müssen, lernt der Fachpfleger also alles nötige, sobald er im OP eingearbeitet wird und seine Schule zur Weiterbildung besucht.

Ein Operationstechnischer Assistent legt nach drei Jahren seine letzte Prüfung ab und hat alles Handwerkszeug, um im OP zu arbeiten. Er hat sich von Anfang an spezialisiert und ist daher mit einer Fachpflegekraft vergleichbar. Auch er wird natürlich, mit zunehmender Arbeit auf einem speziellen Gebiet, darin besser.

Es versteht sich von selbst, dass der OTA nicht auf der internistischen Station des Hauses arbeiten kann, was ja auch nicht der Anspruch ist. Eine Maurerin ist nicht schlechter qualifiziert als eine Dachdeckerin. Wenn die Maurerin auch Dächer decken möchte, muss sie das trotzdem erst erlernen. Wenn die Dachdeckerin Mauern hochziehen möchte, muss sie das erst erlernen.

OP-Pflege war nie wirklich Pflege

Die Arbeit im OP ist so speziell, dass sogar die Fachpfleger/innen zu Weilen sagen, es sei gar keine Pflege. Dann ist es doch nur konsequent den Beruf auch Leuten zu öffnen, die sich nicht in der klassischen Pflege – der Pflege am Bett – sehen. Eben für Personen wie mich. Ich kann euch versichern ich werde nicht weniger emphatisch sein in drei Jahren, weil ich nicht genug mit wachen Patienten gearbeitet habe. Ich habe diesen Beruf auch ausgesucht, weil ich Menschen helfen möchte gesund zu werden. Wir haben das selbe Ziel. Ich kümmere mich nur um einen anderen Abschnitt der Patientenversorgung. Alle Krankenpfleger/innen, die auch im OP wollen, sind mir herzlich als meine Kolleg(inn)en willkommen. Ich habe in meinen Praktika bisher gesehen, dass beide Berufsgruppen super zusammenarbeiten können. Es ist auch nicht so, dass ich je jemandem an seiner Arbeit angesehen hätte, ob er „nur“ OTA sei.



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